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Chronik des Männergesangverein 1879 Siefersheim
Das historische Umfeld
Die Gründungen vieler Kulturvereine fallen in das 19. Jahrhundert, das Jahrhundert der Kriege, der Revolutionen, der Erfindungen, der technischen Umwälzungen, großer sozialer Umschichtungen und der Gründung des Reiches. Nach der Reichsgründung am 18.01.1871 trat eine Phase der Ruhe ein. Die Menschen besannen sich auf die Werte des Lebens, und der Drank nach kultureller Erneuerung erfasste die entlegensten Dörfer.
1879 Das Jahr der Gründung
Am 02. Dezember 1879 wurde in Siefersheim der Sängerkranz von 27 begeisterten, sangesfrohen Männern gegründet. Ihr Ziel war das deutsche Volkslied als kulturelles Erbe zu pflegen und zu erhalten.
In schriftlicher Abstimmung wurde der erste Vorstand gewählt. Die Stimmzettel wurden unter Beisitz von vier Mitgliedern aus der Urne genommen, laut verlesen und niedergeschrieben. Aus diesen Wahlen ging folgender Vorstand hervor:
1. Vorsitzender Jakob Möbus I. 18 Stimmen
Schriftführer Heinrich Möbus II. 17 Stimmen
Rechner Heinrich Möbus I. 21 Stimmen
Beisitzer Christian Lahr 19 Stimmen, Friedrich Götz 19 Stimmen
Am 08. Dezember 1879 wurde mit Herrn Paul Ries aus Volxheim ein Dirigentenvertrag geschlossen.
Streng ging man mit Mitgliedern um, die die Gesangstunden öfters versäumten. Wer mehr als zweimal monatlich fehlte, wurde bestraft. Interessant war auch die Aufnahme neuer Mitglieder. Nicht jeder konnte als Mitglied aufgenommen werden. Dazu benötigte man das Einverständnis der Mitglieder. Die Aufnahme wurde durch schriftliche Abstimmung oder durch Kugelung bestätigt oder abgelehnt.
Besondere Ereignisse, Kurioses und Interessantes von der Gründung bis zur Gegenwart
1880 Am 13. Februar 1880 beschloss man mit 27 gegen 17 Stimmen am 25. April einen Ball abzuhalten und den Dirigenten Paul Ries mit der musikalischen Leitung zu beauftragen. Am 05. März wurde der Ball auf den 18. April vorverlegt. Vor Beginn des Balles, der um 20 Uhr begann, sollte ab 15 Uhr ein Konzert abgehalten werden.
Der Eintritt für das Konzert wurde auf 50 Pfennig festgesetzt. Die Eltern und Schwestern von Vereinsmitgliedern hatten für das Konzert freien Eintritt.
Für den Ball hatten die Männer 50 Pfennig und die Burschen 1 Mark zu zahlen. Wahrscheinlich nahmen die Burschen die Musik mehr in Anspruch als die bereits verheirateten Männer. Jeder Herr durfte eine Dame zum Ball frei einführen. Für jedes weitere Frauenzimmer mussten 30 Pfennig entrichtet werden.
Ein Schlaglicht auf die soziale Einstellung der damaligen Zeit wirft der Beschluss, dass den Knechten und Mägden der Eintritt zum Ball nicht gestattet war.
Am 20. Juni nahm der Verein am Sängerfest in Nack teil. Mitglieder, die ohne triftigen Grund an dem Sängerfest nicht teilnahmen, wurden mit 1 Mark Buße bestraft.
Der Vereinsdiener musste die Bestrafungen aufschreiben und bekannt machen. So war das Tabakrauchen während des Gesanges untersagt. Schmauchte trotz Verbots jemand sein Pfeifchen, so musste er 20 Pfennig berappen.
1881 In diesem Jahr wurde der Beschluss gefasst, dass jeder, der im Sängerkranz mitsingen wollte, sich einer Prüfung zu unterziehen hatte, ob er überhaupt singen konnte. Diese Prüfungen fanden jährlich im Oktober statt. Ausnahmen gab es nur, wenn eine Stimme schwach besetzt war, dann konnten auch Sänger während des Jahres aufgenommen werden.
1882 1882 fasste man den Beschluss, dass Mitglieder, die aus dem Verein austreten und ihrer Verbindlichkeit trotz Aufforderung nicht nachkommen, nie mehr im Verein aufgenommen werden. Anscheinend musste man sich erst solche Satzungen geben, denn in der gleichen Versammlung wurden die Mitglieder Johann Weis, Johann Graf und Nikolaus Stumpf für unfähig erklärt, je wieder Mitglied des Sängerkranzes zu werden.
1887 Bei der Firma Stumm in Bad Kreuznach wurde für 315 Mark ein Harmonium gekauft.
1893 Am 04. Juni wurde die erste Vereinsfahne geweiht, die von den Frauen und Jungfrauen des Ortes gestiftet worden war.
1903 Wegen Beleidigung des Vereins wurde David Keller aus dem Verein ausgeschlossen.
1904 In diesem Jahr machte man eine Vergnügungsreise nach Bad Münster. Abmarsch war morgens um 5 Uhr. Wer nicht mitging, musste 3 Mark Strafe bezahlen. Abends wurden die Vergnügungsreisenden per Fuhrwerk in Bad Kreuznach abgeholt.
1905 Die Gebrüder Steller baten darum, das Protokoll vom 31. Dezember 1903 zu ändern. Dieses Protokoll besagt, dass einem Musiker, der den Verein leitet, auch der Vorzug bei Konzerten und Bällen zu geben sei. Der Antrag der Gebrüder Steller wurde mit 36 gegen 24 Stimmen abgelehnt. Daraufhin traten die Mitglieder Adam Stumpf, Philipp Stumpf, Johann Steller, Jakob Steller, Philipp Schön und Johann Espenschied aus dem Verein aus und gründeten einen neuen Gesangverein namens „Einigkeit", deren erster Präsident Philipp Stumpf und erster Dirigent Johann Steller wurde.
Es sollte sehr viele Jahre dauern bis die Vereine sich wieder annäherten. Im Jahr 2003 wurden unter der Moderation des ehemaligen Verbandsbürgermeisters Philipp Espenschied erste Gespräche zwischen den heutigen Nachfolgevereinen, dem Arbeitergesangverein „Einigkeit" Siefersheim und dem Männgesangverein 1879 Siefersheim geführt, mit dem Ziel die beiden Chöre ab 2006 zu vereinen.
1914 -
1919 Am 22. Februar wurde die erste Versammlung nach dem Krieg abgehalten. Der Vorstand wurde per Akklamation gewählt.
1929 In diesem Jahr feierte der Verein sein 50-
1933 Im August 1933 wurden alle in Siefersheim bestehenden Gesangvereine zur Sängervereinigung Siefersheim 1933 zusammengefasst. Interessant ist, dass in dem Protokoll der Gesangverein „Einigkeit" überhaupt nicht erwähnt wird. Im Protokoll heißt es: „Bei der Zusammenlegung der beiden Gesangvereine (Gesangverein Sängerkranz gegr. 1879 und Männer-
Es wurde also nicht mehr gewählt, sondern ernannt. Die Wahl des Dirigenten sollte den Sängern überlassen werden. Zunächst wurde Friedrich Meitzler Dirigent. Bei der Dirigentenwahl kam es zu Unstimmigkeiten. Der Provinzialvorsitzende Wallior aus Bingen erklärte die Ernennung von Meitzler für ungültig. Die Stelle wurde ausgeschrieben. Es bewarben sich sechs Dirigenten. Nachdem jeder eine Dirigentenstunde abgehalten hatte, einigte man sich auf Herrn Leo Rütgers aus Bad Kreuznach.
1939 Im Jahr des 60-
Im gleichen Jahr begann der 2. Weltkrieg mit all seinen Schrecken. Jegliche gesangliche Tätigkeit wurde eingestellt.
1947 Erst zwei Jahre nach Beendigung des Krieges durfte mit Genehmigung der Militärregierung der Gesangverein wieder gegründet werden. In der Gründungsversammlung am 01. März im Lokal Meitzler gab man sich den Namen „Männergesangverein Siefersheim".
1950 Die Operette „Glück am Rhein" wurde aufgeführt. In den Folgejahren gehörten die Operetten zum festen Bestandteil der öffentlichen Auftritte des Vereins.
1952 Der Verein trat dem Deutschen Sängerbund bei.
1954 Am 29. und 30. Mai beging man das 75-
1959 -
1979 Das 100-
1980 Der Verein nahm am 1. Liederabend der Verbandsgemeinde in Wendelsheim teil.
1990 -
Die Zukunft des Männergesangverein 1879 Siefersheim
Der gesellschaftliche Wandel der jüngeren Zeit hinterlässt auch bei unserem Verein seine Spuren. Junge Sänger für den Chor zu gewinnen, ist eine ständige Aufgabe. Doch in der Vergangenheit gelang es uns immer wieder, dass jüngere Männer den Chor verstärkten. Gerade in 2003 konnten weitere 7 Aktive für den Gesang gewonnen werden.
Da auch unser Bruderverein, der Arbeitergesangverein „Einigkeit" Siefersheim immer wieder einmal mit Nachwuchssorgen kämpft, wurden in diesem Jahr erste Gespräche geführt, um die beiden Chöre zu vereinen und damit diese kulturelle Aktivität in unserer Gemeinde fortführen zu können.
Bei der Namensgebung des neuen Vereins will man die Tradition der bisherigen Vereine beibehalten aber auch Chancen für einen künftigen Wandel berücksichtigen.
Als Termin des Zusammenschlusses ist der 01.01.2006 geplant.
Unter diesen Voraussetzungen sind wir zuversichtlich, dass es auch noch in den nächsten Jahrzehnten ein aktives Chorleben in Siefersheim geben wird.
Quellen und Literaturangaben
„Aus der Chronik des Männgergesangvereins Siefersheim" in Festschrift zur 100-
Protokollbücher des Männgergesangverein Siefersheim